Diabetes mellitus Typ II -
Metabolisches Syndrom

Diese beiden Stoffwechselerkrankungen, die man bisher auf Fehlernährung, mangelnde Bewegung, Nikotin- und Alkohol ab und begleitende genetische Komponente zurückführte, sind infolge der aktuellen Hirnforschung als typische Stress-Erkrankungen anzusehen. Neben den üblichen blutzuckersenkenden Medikamenten, einer strengen Kontrolle zugeführter Kalorien, die ja häufig nicht wirklich durchgeführt wurde, und der Aufforderung zur Gewichtsabnahme und vermehrter körperlicher Aktivität, gab es keine anderen, relevanten Therapiemaßnahmen.

Unverändert wird diese Erkrankung als eine „Charakterschwäche“ der Betroffenen betrachtet, eventuell noch intensiviert durch bestimmte genetische Anomalitäten, und dadurch in wenig hilfreicher Weise stigmatisiert. Studienergebnisse der letzten Jahre zeigten sogar, dass die häufig medikamentös bedingten Unterzuckerzustände die Prognose der behandelten Patienten deutlich verschlechtert.

Trotz all der Bemühungen starben viele der Patienten an Herzinfarkten und Schlaganfällen, mussten wiederholte Amputationen über sich ergehen lassen, entwickelten Diabetische Retinopathien, die bis zur Erblindung führen können, Diabetische Polyneuropathien und natürlich auch Diabetische Nierenerkrankungen, die letztlich die Lebensqualität extrem eingeschränkten, da die Patienten nur mittels Dialyse weiterleben konnten.

Erst als Professor Achim Peters, Internist, Diabetologe und Endokrinologe an der Universität Lübeck, zusammen mit 17 weiteren international renommierten Stress- und Hirnforschern die sogenannte „Selfish-Brain Forschung“ auf den Weg brachte, deren Ergebnisse zwischenzeitlich durch zigtausende von wissenschaftlichen Arbeiten bestätigt wurden, fand man heraus, dass der Diabetes mellitus und natürlich auch das Metabolisches Syndrom, als typische Stressfolge-Erkrankungen anzusehen sind.

Leider sind diese Erkenntnisse, obwohl schon vor über 10 Jahren veröffentlicht, wie so üblich noch lange nicht im medizinischen Alltag angekommen. Selbst die Deutsche Diabetes Gesellschaft lehnt es ab, sich auf diese fundamentalen wissenschaftlichen Erkenntnisse einzulassen und das diagnostische und therapeutische Prozedere bei Patienten mit Diabetes mellitus oder Metabolischem Syndrom entsprechend zu verändern. Unverändert nimmt die Zahl der Neuerkrankungen an Altersdiabetes in so dramatischer Weise zu, dass hier dringend ein Umdenken erforderlich wäre.

Die Betroffenen sollten sich davon nicht beeindrucken lassen, sondern alle Möglichkeiten, die sich aus einer erweiterten Diagnostik und deswegen natürlich auch völlig veränderten Therapie ergeben, voll und ganz nutzen. Es ist keineswegs übertrieben, dass Patienten sowohl mit Diabetes mellitus Typ II als auch mit Metabolischem Syndrom in den Frühstadien bei konsequenter Therapie diese Erkrankungen tatsächlich überwinden können.

Dies erfordert die Kenntnis der im Leben der Betroffenen einwirken Stressoren, eine konsequente Ernährungsumstellung, die breite Palette der Stress-reduzierenden Maßnahmen und entsprechende körperliche, individuell adaptierte Trainingsprogramme, die fähig sind, die häufig bestehende Insulinresistenz zu beseitigen, das Übergewicht nach und nach zu reduzieren, den Hypertonus zu normalisieren und die körperliche und mentale Belastbarkeit ganz wesentlich zu verbessern. Natürlich erfordert dies eine sehr konsequente, zielorientierte und disziplinierte Mitarbeit der Betroffenen, ohne die wir als Ärzte ohnehin relativ hilflos sind. Die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen lassen sich im Einzelnen in dem Kapitel über Chronische Stresserkrankungen nachlesen.